Bist das Du? Wie es ist, sich nicht zu seiner Homosexualität zu bekennen. Ein Betroffener und seine Gedanken:
Ich bin schwul. Das weiß ich schon seit meiner Jugend, aber ich habe es nie jemandem erzählt. Nicht meiner Familie, nicht meinen Freunden, nicht meinen Kollegen. Ich habe immer Angst gehabt, dass sie mich anders behandeln, ablehnen oder sogar hassen würden, wenn sie es wüssten. Ich habe immer Angst gehabt, dass ich meine Arbeit, meine Wohnung, meine Sicherheit verlieren würde, wenn ich mich outen würde. Ich habe immer Angst gehabt, dass ich allein und unglücklich sein würde, wenn ich mich selbst akzeptieren würde.
Ich habe mein Leben lang eine Lüge gelebt. Ich habe mir eine falsche Identität zugelegt, die der Gesellschaft gefällt. Ich habe mich als heterosexuell ausgegeben, obwohl ich es nicht bin. Ich habe Dates mit Frauen gehabt, obwohl ich keine Gefühle für sie hatte. Ich habe sogar eine Freundin, mit der ich seit drei Jahren zusammen bin, obwohl ich sie nicht liebe. Ich habe ihr nie gesagt, dass ich schwul bin. Ich habe ihr nie gesagt, dass ich sie betrüge. Ich habe ihr nie gesagt, dass ich unglücklich bin.
Ich bin unglücklich. Ich bin unglücklich, weil ich mich selbst verleugne. Ich bin unglücklich, weil ich nicht ich selbst sein kann. Ich bin unglücklich, weil ich niemanden habe, dem ich vertrauen kann. Ich bin unglücklich, weil ich niemanden liebe, der mich liebt. Ich bin unglücklich, weil ich in einem Versteck lebe.
Ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin, der so lebt. Ich weiß, dass es viele andere Menschen gibt, die sich nicht zu ihrer Homosexualität bekennen, aus Angst vor Diskriminierung und Gewalt. Ich weiß, dass es viele Gründe gibt, warum Menschen sich nicht outen, wie zum Beispiel religiöse, kulturelle oder familiäre Erwartungen. Ich weiß, dass es nicht einfach ist, sich zu outen, und dass es manchmal gefährlich sein kann.
Aber ich weiß auch, dass es nicht gesund ist, sich zu verstecken. Ich weiß, dass es psychische und physische Folgen haben kann, sich nicht zu seiner Homosexualität zu bekennen. Ich weiß, dass es zu Depressionen, Angststörungen, Suchtverhalten, Selbstverletzung oder sogar Suizidgedanken führen kann. Ich weiß, dass es zu Einsamkeit, Isolation, Stress oder Schuldgefühlen führen kann. Ich weiß, dass es zu Unzufriedenheit, Frustration, Wut oder Hass führen kann.
Ich weiß, dass ich etwas ändern muss. Ich weiß, dass ich mich nicht länger verstecken kann. Ich weiß, dass ich mich nicht länger schämen muss. Ich weiß, dass ich mich nicht länger fürchten muss. Ich weiß, dass ich mich nicht länger belügen muss. Ich weiß, dass ich mich nicht länger verleugnen muss.
Ich weiß, dass ich mich outen muss. Ich weiß, dass ich mich zu meiner Homosexualität bekennen muss. Ich weiß, dass ich mich zu mir selbst bekennen muss. Ich weiß, dass ich mich selbst akzeptieren muss. Ich weiß, dass ich mich selbst lieben muss. Ich weiß, dass ich mich selbst leben muss.
Ich weiß, dass es nicht leicht sein wird. Ich weiß, dass es Risiken gibt. Ich weiß, dass es Konsequenzen gibt. Ich weiß, dass es Verluste gibt. Ich weiß, dass es Schmerzen gibt. Ich weiß, dass es Tränen gibt.
Aber ich weiß auch, dass es Hoffnung gibt. Ich weiß, dass es Chancen gibt. Ich weiß, dass es Veränderungen gibt. Ich weiß, dass es Gewinne gibt. Ich weiß, dass es Freuden gibt. Ich weiß, dass es Lächeln gibt.
Ich weiß, dass es Liebe gibt. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die mich so akzeptieren, wie ich bin. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die mich so unterstützen, wie ich bin. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die mich so lieben, wie ich bin. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die mich so glücklich machen, wie ich bin.
Ich weiß, dass es ein Leben gibt. Ein Leben, das ich verdient habe. Ein Leben, das ich wählen kann. Ein Leben, das ich gestalten kann. Ein Leben, das ich genießen kann. Ein Leben, das ich leben kann.
Ich bin schwul. Das ist meine Wahrheit. Das ist meine Identität. Das ist mein Stolz. Das ist mein Glück. Das ist mein Leben.
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